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Warum in die Ferne schweifen? Darum.

Foto: Heidas, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Mich hat mal jemand gefragt, warum um Himmels Willen wir jungen Leute eigentlich so viel reisen – und noch dazu so weit. Und das, obwohl wir so viele schöne Ziele vor der Haustüre liegen haben. Ich plante damals gerade eine Reise nach Australien. Was ich auf die Frage des Mannes antworten sollte, wusste ich nicht. Ich verstand seine Kritik nicht. Aber er hatte mit dieser Frage einen Nerv getroffen.

Es ist bemerkenswert, dass wir „Jüngeren“, vorausgesetzt diese Gruppe existiert tatsächlich, tendenziell so weit weg reisen, wie es nur geht. Die einfachste Antwort auf die Frage, warum wir das tun, ist diese: Wir tun das, weil es geht. Das war nicht immer so. Für uns aber ist es selbstverständlich. Schon immer gab es in Deutschland und in den Nachbarländern tolle Reiseziele in unmittelbarer Reichweite. Die lassen wir heute allerdings häufig links liegen. Ich würde sehr gerne mal einen Road Trip durch Deutschland machen, drei Wochen lang quer durch die Bundesrepublik fahren und sehen, wohin es mich verschlägt. Doch es gibt auch einige Gründe, die mich davon abhalten – im Moment.

Ja, ich bin noch relativ jung. Ich bin so jung, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, mehrere Zeitzonen zu überqueren und mich nach einem Langstreckenflug in einem völlig anderen Klima einzugewöhnen. Den Jetlag werde ich schnell wieder los, und Krampfadern habe ich auch noch keine. Ob ich in 30 Jahren noch Lust habe, mich 20 Stunden oder länger in ein Flugzeug zu setzen, das mich nach Australien oder Südamerika bringt, das weiß ich nicht. Weil ich aber Australien und Südamerika und noch viele weitere Ziele gerne bereisen möchte, mache ich das lieber heute als morgen.

Keine Stempel im Pass, kein fremdes Geld, keine fremde Sprache

Ich fühle mich auch gerne fremd. In eine ganz andere Kultur einzutauchen, das macht für mich den Reiz am Reisen aus. Deutschland hat nun mal nichts Exotisches an sich. Alles ist irgendwie bekannt. Es gibt keinen Stempel im Pass und keine fremde Währung. Beides aber gehört zum Reisen dazu. Ich verstehe hier jeden, jeder versteht mich. Gut möglich, dass ich in Oberbayern in die ein oder andere Sprachbarriere laufen würde, dennoch ist und bleibt ein Urlaub in Deutschland ein Urlaub in einem bekannten Umfeld. Das gilt – mehr oder weniger – auch für Reisen innerhalb der EU.

Ich mag Deutschland. Wirklich. Berlin ist toll. München ist toll. Viele Orte sind toll. Was mir nicht gefällt, ist das unvorhersehbare Wetter. Auch das hält mich davon ab, einen längeren Heimaturlaub in Angriff zu nehmen. Wenn ich einen Badeurlaub will, plane ich den zum Beispiel besser nicht an der Nordsee – denn wer weiß, ob es dort dann auch warm genug ist zum baden. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt, die ich aber noch nie ohne Regen erlebt habe – auch wenn einige Hamburger gerne behaupten, dass meine Beobachtungen ganz und gar nicht der Wahrheit entsprechen. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Geld. Deutschland ist verdammt teuer. Kein Vergleich zu Südamerika oder Südostasien.

Ich habe für mich einen Kompromiss geschlossen: Erst die Welt, dann die Heimat.  Wenn nicht jetzt, wann dann? Solange es noch geht, werde ich mich in ein Flugzeug setzen, um in den Urlaub zu fliegen. Weil es so viele Reiseziele gibt, die ich besuchen möchte. Ich reise natürlich auch in Deutschland. Aber dafür müssen vorerst meine Wochenenden herhalten.

In Kategorie: Reisegedanken

Über den Autor

Veröffentlicht von

Anna liebt das Geräusch von Regen auf einem Zeltdach, Gespräche am Lagerfeuer und Nordamerika. Sie würde einen spontanen Roadtrip jederzeit einem Tag am Pool vorziehen und ist am liebsten draußen - zum Wandern, Surfen oder Snowboarden.

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