Freeriden in Warth-Schröcken Klettersteig im Winter
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Powdern mit Pfarrer: Freeriden in Warth-Schröcken

Wir schreiben das Jahr 1894. In der Gemeinde Warth am Arlberg kämpft ein junger Mann gegen den Schnee. Sein Name ist Johann Müller, er ist der Pfarrer der kleinen Gemeinde, die im Winter durch den Schnee vom Rest der Welt weitgehend abgeschnitten ist.

Pfarrer Müller hat in einer Zeitschrift gelesen, dass die Menschen in Skandinavien im Winter mit Holzbrettern unter den Füßen durch den hohen Schnee laufen. Von dieser Idee war er so angetan, dass er die neuartigen Bretter kurzerhand bestellt hat. Nun testet er sie, doch das ist etwas komplizierter als gedacht. Die Dorfbewohner beobachten ihn skeptisch. Ob er mit diesen Latten unter den Füßen tatsächlich den Schnee bezwingen wird? Es sieht nicht danach aus: Wieder und wieder fällt der Pfarrer in den Schnee.

Am Ende aber schafft er es doch – und der Rest ist heute Legende: Pfarrer Müller findet eine Möglichkeit, mit den Skiern von Warth nach Lech und Schröcken zu kommen – und so schafft er zwischen den einst im Winter abgeschiedenen Orten eine Verbindung. Auf seinen Spuren finden Freerider auf Skiern und Snowboards heute eine der schönsten Tagestouren im Skigebiet Warth-Schröcken.

iDie Pfarrer-Müller-Tour ist die erste Freeride-Thementour in den Alpen und führt von Warth über Lech nach Schröcken. Sie kann nur mit sehr guter Ortskenntnis – vorzugsweise mit Guide gefahren werden. Skifahrer und Snowboarder sollten erste Tiefschnee-Erfahrung mitbringen. Sie kann – abhängig von den Schneeverhältnissen – in der Regel von Dezember bis April gefahren werden. 

Das Freeriden hat in Warth-Schröcken eine lange Tradition

Wir schreiben das Jahr 2017 und natürlich gibt es zwischen Warth, Schröcken und Lech längst Straßen. Wer im Winter mit Ski oder Snowboard unterwegs ist, hat außerdem eine große Auswahl an Liften und Pisten, die die Orte verbinden. Aber wer will schon auf der Piste fahren, wenn das Abenteuer Tiefschnee lockt?

Wir jedenfalls nicht – und so stehen wir an einem sonnigen Morgen im Februar zu viert vor den Türen der Skischule Warth, um von dort aus mit unserem Guide Marko aufzubrechen und das Skigebiet auf den Spuren des Pfarrers zu erkunden.

Doch Marko hat schlechte Nachrichten für uns: Er will die Pfarrer-Müller-Tour heute nicht mit uns fahren – zu riskant. Nicht wegen der Lawinengefahr, die ist auf Stufe zwei und damit relativ gering. Nein: Snowboarder nimmt Marko nur mit, wenn sie sich wirklich sicher im Tiefschnee bewegen. Und das trifft auf mich leider nicht zu. Tiefschnee und ich, eine Hassliebe. Ich habe ein Talent dafür, an den unmöglichsten Stellen stecken zu bleiben und sehe mich schon, wie ich ganz im Stil des Pfarrers, der seine Skier testet, wieder und wieder im Schnee lande.

Marko hat aber noch einen zweiten Grund, der ihn davon abhält, die Tour zu machen – und der überzeugt uns am Ende: Die Sonne hat dem Schnee auf den Südhängen in den letzten Tagen ziemlich zugesetzt. Dort, sagt Marko, sind die Tiefschneehänge vereist, zerfahren, und unangenehm zu fahren. Ich bin beruhigt: Es liegt nicht alleine an meinem Können, dass wir unsere Pläne über den Haufen werfen müssen.

Glücklicherweise hat Marko eine Alternative parat: Eine Tour aufs Wartherhorn. Knapp 210 Meter oberhalb der Bergstation des Wartherhorn-Express liegt sein Gipfel auf 2256 Metern. Von dort kann man im Tiefschnee in Richtung Warth abfahren – und das, was ihre Bewohner einst von der Außenwelt abschnitt, ist heute ein Standortvorteil für die Gemeinde: Ihre Berghänge blicken nach Norden. Warth ist ein echtes Schneeloch und bekannt für besten Naturschnee. Wenn es auf den Südhängen schon längst taut, liegt in Warth noch feinster Pulverschnee.

Wenn es auf den Südhängen schon taut, finden Freerider in Warth noch feinsten Powder

Wir schnallen die Snowboards auf den Rücken und machen uns von der Bergstation des Sessellifts auf den Weg zum Gipfel. Es ist eine mühselige Wanderung durch den Tiefschnee, denn vor uns ist noch niemand gelaufen. Am Bergkamm wird es steil. Ausrutschen wäre fatal.

Eine Stunde und 15 Minuten später stehen wir am Gipfelkreuz und schnappen nach Luft. Von hier oben können wir neben den Gipfeln von Lechtaler und Allgäuer Alpen einen Teil der Pfarrer-Müller-Tour einsehen, die etwas tiefer um das Wartherhorn herum führt. Die Sonne wärmt uns auf – und tatsächlich: Am Südhang ist das Wartherhorn von einer harten, hier und da angetauten Eisschicht überzogen. Wenn es hier zu stark taut, wird das Freeriden sogar gefährlich. Denn dann steigt die Lawinengefahr.

Auf dem Nordhang hingegen ist der Schnee weich und pulvrig – genau richtig, um ein paar elegante – und in meinem Fall weniger elegante Schwünge zu ziehen. Immerhin: Ich komme durch, ohne stecken zu bleiben. Und auch, wenn nach zwei Minuten alles vorbei ist: Die Anstrengung hat sich mehr als gelohnt.

Freeriden in Warth-Schröcken Abfahrt

Freeriden in Warth-Schröcken: Alles, was du wissen musst

Das Skigebiet Warth-Schröcken bietet durch seine vor der Sonne geschützten Nordhänge ideale Bedingungen zum Freeriden. Neben einer lawinengeschützten, nicht präparierten Freeride-Piste locken auch die Abschnitte zwischen den Pisten Freerider an.

Damit es dort nicht gefährlich wird, sollten Freerider die Pisten nur mit Lawinenschutzausrüstung verlassen. An den Talstationen können Skifahrer und Snowboarder testen, ob ihr LVS – das Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, umgangssprachlich auch Pieps genannt, noch ordnungsgemäß funktioniert.

In Zusammenarbeit mit dem SAAC gibt es mehrmals pro Saison kostenlose Schnee-Sicherheitstrainings. Die Skischulen bieten Freeride-Kurse und verschiedene Touren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Wer keine eigene Lawinenschutzausrüstung hat, kann ein Komplettpaket aus Rucksack, Pieps, Luftkissen, Schaufel, Sonde und Erste-Hilfe-Set vor Ort ausleihen.

Wer nicht in den Tiefschnee will, kommt auch auf der Piste von Warth nach Lech, Schröcken oder Zürs – und noch viel weiter. Von Zürs aus bringt die Trittkopfbahn die Gäste auf den Berg, wo sie auf die erst Ende 2016 in Betrieb genommene Flexenbahn trifft. Die wiederum schließt die Gemeinde Stuben an das Skigebiet an und verbindet die Skigebiete St. Anton und St. Christoph mit Warth-Schröcken und Lech.

Mit der Eröffnung der Flexenbahn ist der Arlberg zum größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs geworden.

Der „Run of Fame“ würdigt diese Tatsache. Er führt einmal durch das komplette Gebiet – ist allerdings nur bedingt an einem Tag zu schaffen. 65 Pistenkilometer und 18.000 Höhenmeter sind dabei zu meistern. „Das packt ein ambitionierter, schneller Skifahrer an einem Tag. Aber nur wenn er mit der ersten Gondel hoch- und ohne Pause durchfährt“, sagt Thomas Übelher, Chef der Skilifte Warth. Er empfiehlt, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen.

iStart und Ziel des Ski Arlberg Run of Fame sind Warth oder St. Anton. Schnelle Skifahrer schaffen die 65 Kilometer lange Route in einem Tag. Wenn du nicht auf die Mittagspause verzichten willst, bietet es sich an, die Tour auf zwei Tage zu verteilen oder mittels Skibus zwischen Lech und Zürs abzukürzen.

Dass seine Heimat einmal so gut verbunden sein würde wie heute, konnte Pfarrer Müller nicht ahnen. Doch nachdem die Bewohner von Warth und Schröcken gesehen hatten, wie einfach es war, mit den Brettern durch den Schnee zu kommen, taten es viele dem Pfarrer nach und zimmerten sich aus Holzbrettern ihre eigenen Skier.

Kosten fürs Freeriden in Warth-Schröcken

Tagespass Warth-Schröcken: 50 Euro
Tagespass Ski-Arlberg (Gesamtgebiet): 52 Euro
6 Tage Ski Arlberg: 262 Euro

Alle Preise in der Übersicht für Warth-Schröcken findest du hier. Die Preisübersicht fürs Gesamtgebiet gibt’s hier.

Pfarrer-Müller-Tour: Die Pfarrer-Müller-Tour kostet mit Guide, aber ohne Ausrüstung ab 75 Euro pro Person. Buchbar zum Beispiel bei der Skischule Warth und bei diesen Skischulen.

Übrigens: Die Skisaison geht in Warth-Schröcken 2017 bis zum 23. April.

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Vielen Dank an den Tourismusverband Warth-Schröcken für die Einladung zum Freeriden.

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