Vanlife im Camper von Vantopia Roadtrip ausgeklapptes Bett mit Bettdecke
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Vanlife für Anfänger

Durch die schönsten Gegenden der Welt fahren, in der Natur einschlafen und aufwachen, im Freien kochen, nachts vom Dach aus in eine Wolldecke mit Ethnomuster eingewickelt die Sterne anschauen. Alle schwärmen vom Vanlife und überall sind Bilder von hübschen Menschen mit schönen Campervans. In diesem Artikel nähere ich mich der Frage, was das Leben im Van eigentlich ausmacht. Außerdem habe ich die Gründer der Campervermietung Vantopia gefragt, warum gerade gefühlt wirklich jeder mit dem Campervan losziehen will. Mehr dazu und Tipps für Anfänger gibt es im Interview.

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Meine Vorstellung vom Vanlife ist verdammt romantisch. Auf den schönsten Straßen fahren. Bleiben, wo es mir gefällt, weil: Home is where you park it. Abends die Heckklappe öffnen und bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang über dem Meer oder in den Bergen beobachten. Am nächsten Morgen aufwachen, die Füße ins Freie strecken, guten Kaffee aus einer hübschen Campingtasse schlürfen.

So in etwa male ich mir das Leben on the road aus. Weil ich es noch nie getestet habe, kommt mir die Einladung gerade recht: Eine Vanvermietung fragt, ob ich einen ihrer neuen Camper testen will und ich zögere nicht lange und ziehe mit dem Mini für ein langes Wochenende in einen hübsch ausgebauten VW-Bus.

Wir fahren ans Meer, klar! Stellen uns an der Nordsee auf einen Campingplatz. Direkt am Strand! Zum Meer sind es nur ein paar Schritte. Die Wohnmobilnachbarn grüßen freundlich und bieten Hilfe an falls wir sie brauchen. Man lebt ja gewissermaßen im gleichen Boot – äh Van, also, ihr wisst schon.

Camping an der Nordsee Bensersiel Vanlife offene Heckklappe

Aber natürlich hat das echte Vanlife ungefähr genau so viel mit dem zugehörigen Hashtag gemein wie das Reisen an sich mit jungen Damen, die für ein Foto in Flatterkleid und Strohhut vor einer fototapetenwürdigen Kulisse posieren und das ganze dann mit #femaletravelbloggers versehen posten.

Die Vanlife-Realität ist bei uns vielleicht nicht ganz so romantisch. Wir reisen über die Autobahn an, weil der Mini nicht gerne Auto fährt. Die schnellste Strecke ist deshalb für uns die bessere Alternative. Auch die Heckklappe bleibt die meiste Zeit zu. Zu viel Wind, der Sand ins Auto pustet. Macht aber nichts. Es ist großartig. Denn Kaffee und Wein schmecken auch bei geschlossenen Türen. Abends sitze ich auf dem Bett, während ich durchs Fenster Sandsturm, Sonnenuntergang und das schlafende Kind beobachte und denke: Eigentlich habe ich es mir genau so vorgestellt.

Den Reisebericht zu unserem Mini-Roadtrip mit Campervan findest du hier: Mini und die Möwen

Was das Vanlife wirklich ausmacht: Ein Interview

Weil ich (noch) kein Vanlife-Experte bin, habe ich zwei Menschen befragt, die sich besser auskennen: Larissa und Basti sind die Gründer der Indie-Campervermietung Vantopia. Sie wissen, warum #Vanlife gerade so trendet und was das Leben on the road eigentlich ausmacht. Im Interview erklären sie außerdem, wie sie anderen dieses Gefühl ermöglichen wollen. Vorhang auf!

Larissa Peters und Bastian Gembler sind die Gründer des Campervanverleihs Vantopia aus Hamburg
Larissa Peters und Bastian Gembler sind die Gründer der Campervermietung Vantopia aus Hamburg. Foto: Vantopia

Liebe Larissa, lieber Basti, ihr beide liebt das Reisen und das Leben on the Road und im Van. Erzählt mal von eurem eigenen Van. Denn angefangen hat die Geschichte von Vantopia ja mit ihm…

Basti: Eigentlich hat die Geschichte noch deutlich früher angefangen – nämlich als meine Eltern 1987 den ersten Familien-Wohnwagen gekauft haben. Da war ich gerade vier Jahre alt. Ich wurde also ganz früh zum Camping-Kind. Jede Ferien sind wir losgefahren, häufig auch am Wochenende. Der eigene VW Bus war dann ein Traum, den ich mir nach langer, langer Zeit mit Ende 20 erfüllt habe. Sein Name war Eddy. Ein weißer VW T5 California „Edition 25“ mit matt-schwarzem Dach. Mein absolutes Traumauto – den wollte ich fahren, bis ich alt bin. Aber dann wurde Eddy einem Freund von mir geklaut, als Larissa und ich gerade selber auf großer Reise waren und er ihn gehütet hat. Zum Glück waren wir vorher, die ersten vier Monate unserer Tour, selbst mit Eddy in Europa unterwegs gewesen und haben viele schöne Erinnerungen gesammelt. Geklaut wurde der Bus dann ironischerweise genau zu der Zeit, als wir in Kanada waren und gerade angefangen hatten, über unsere eigene Campervanvermietung nachzudenken. Das Geld von der Versicherung wurde später zu unserem Grundstock für die Finanzierung von Vantopia. Ein echter „Schicksalsschlag“ also.

Larissa: Ich habe Camping erst kennengelernt, als Basti mich das erste Mal in Eddy mitgenommen hat und war sofort begeistert vom ‚Bulli‘ und von dieser Art zu reisen. Und die Zeit im eigenen Campervan hat uns natürlich viel für Vantopia gelehrt. Unter anderem, was wir in unserem ‚Dreamer‘ besser machen wollen, als es im „California“ Werksausbau von VW ist.

Darf ich vorstellen: Das ist Eddy. Foto: Vantopia

Auf Instagram gibt es aktuell mehr als 5 Millionen Bilder mit dem Hashtag #vanlife. Die allermeisten zeigen ein sehr romantisches Bild vom Leben im oder Reisen mit dem Van. Was macht denn die Faszination des Urlaubs im Van aus?

Larissa: Für uns sind zwei Aspekte am Reisen und Leben im Van besonders wichtig: Zum einen die Freiheit und Flexibilität, die das Vanlife bietet. Wir können einfach unsere Sachen packen und losfahren, ohne uns vorher irgendeinen Plan machen zu müssen und können jede Sekunde neu entscheiden, wie es weiter gehen soll. Jeder neue Tag kann dich entweder in eine interessante Stadt oder die unberührte Natur führen oder man schiebt mal eine Auszeit am Camper ein.

Zum anderen genießen wir die viele Zeit, die wir in der Natur und einfach draußen verbringen. Wir lieben es, mit unserem Hund Nacho wandern zu gehen, draußen zu spielen oder gemütlich irgendwo die Sonne zu genießen. Das entschleunigt ungemein und wir können so richtig vom hektischen Alltag abschalten. Dabei versuchen wir auch, bewusst eine Pause von Handy, Mails und Co zu machen und uns mal wirklich Zeit für uns zu nehmen.

Welches Land oder welche Region würdet ihr Einsteigern ins Vanlife als erstes Reiseziel empfehlen?

Larissa: Eines unserer liebsten Länder zum Campen und außerdem wirklich gut für Einsteiger geeignet ist Frankreich. Das Land ist unglaublich abwechslungsreich und hat von atemberaubender Natur bis hin zu den vielen kulturellen Highlights wirklich eine Menge zu bieten – da kommt jeder auf seine Kosten. Außerdem gibt es eine großartige Auswahl an Campingplätzen. Und die Landstraßen führen einen durch die schönsten Dörfer – also auf keinen Fall Autobahn fahren!

Basti: Landschaftlich richtig schön ist es auch in Schottland – man fühlt sich auf der Fahrt über die spektakulären „single track roads“ durch die Hügel der Highlands, vorbei an zahlreichen urigen Dörfern und „lochs“ und mit Blick auf die kleinen mittelalterlichen Mäuerchen links und rechts fast so, als würde man durch ein Märchenbuch reisen. Ein absolutes Highlight unserer großen Europatour war außerdem Sizilien, wo die Uhren gefühlt noch viel langsamer ticken und die geschäftige Betriebsamkeit der „westlichen Welt“ weit, weit weg erscheint.

Eure Autos kommen mit Vollausstattung. Da sind sogar Spülmittel und Küchenrolle dabei. Außerdem gibt es viele optionale Extras. Was darf auf euren Reisen mit dem Van denn auf gar keinen Fall fehlen?

Basti: Nacho darf natürlich auf gar keinen Fall fehlen! Außerdem haben wir eigentlich immer unsere Fahrräder dabei und ein paar Spiele an Bord.

Larissa: Die Tischtennisschläger müssen auch immer mit! Und natürlich wichtig, wenn man viel draußen ist: Sonnencreme und Mückenspray.

Basti: Das Thema „Vollausstattung“ wird bei Vantopia großgeschrieben, weil wir aus eigener Erfahrung wissen, wie gut es sich anfühlt, an alles gedacht zu haben und auch auf Reisen nicht auf den Komfort einer schönen und hochwertigen Ausstattung zu verzichten … und wie lange es normalerweise dauert, bis man über die Jahre herausgefunden hat, was man dafür alles so braucht. Unsere Kunden sollen sich vom ersten Tag an in unseren Campern pudelwohl und wie zu Hause fühlen.

Was mögt ihr lieber: Wildcampen oder Zeltplatz?

Basti: Ich würde sagen: die Mischung macht’s. Die allerschönsten Spots findet man natürlich in der freien Natur. Und solange man respektvoll damit umgeht, umsichtig handelt und im übertragenen Sinne keine Reifenabdrücke hinterlässt, können wir „Wildcampen“ auch uneingeschränkt zum Ausprobieren empfehlen. Es ist in Deutschland übrigens auch erlaubt: Man darf nämlich überall dort eine Nacht im Fahrzeug verbringen, wo es nicht explizit verboten ist. Die Vorzüge eines Campingplatzes liegen aber natürlich auch auf der Hand: Dusche. Toilette. Strom. Oder in anderen Worten: Zivilisation. Außerdem gibt es echt richtig viele schöne, ganz natürlich angelegte Plätze in toller Lage und mit supernetten Inhabern. Ein klares „und“ also.

Meer oder Berge?

Larissa: Wenn wir uns entscheiden müssten, dann wären es für uns ganz klar die Berge. Wie gesagt lieben wir es, zu wandern und außerdem ist in den Bergen deutlich weniger los als am Meer – Ruhe wissen wir nämlich sehr zu schätzen. Aber wir fahren natürlich auch ab und zu ans Meer, bei uns hier im Norden gibt es schließlich nicht so viele Berge. Dafür haben wir Nord- und Ostsee ganz in der Nähe, wohin uns unsere Touren, gerade wenn wir nicht so viel Zeit haben, auch sehr gerne führen.

Hühnchen oder Pasta? Anders formuliert: Kocht ihr unterwegs lieber aufwändig oder schnell?

Larissa: Für mich auf jeden Fall lieber Pasta! Das hat aber weniger mit dem Aufwand zu tun, sondern damit, dass ich Nudeln einfach in jeder Variation liebe und wir uns außerdem zum größten Teil vegan ernähren. Jeden Tag gibt es aber natürlich keine Pasta, wir kochen auch unterwegs abwechslungsreich und da darf es hier und da auch mal ein bisschen aufwändiger sein.

Basti: Ich koche sehr, sehr gerne und kann mich dabei richtig gut entspannen – das passt also wunderbar zum Reisen. Bis auf den fehlenden Backofen gibt es dabei eigentlich auch keine Einschränkungen in der Camping-Küche. Unsere Lieblingsrezepte sind also letztendlich fast die gleichen, wie zu Hause. Und der fehlende Ofen wird durch den immer griffbereiten Klappgrill und den Faktor „outdoor kitchen“ mehr als kompensiert.

Ihr habt bis zu eurer Unternehmensgründung beide in Festanstellung in einem großen Unternehmen gearbeitet. Wie sehen denn eure Arbeitstage heute aus?

Basti: Nicht ganz so entspannt, wie wir es uns ausgemalt hatten. Im Ernst: Wir haben mit Vantopia in den Kinderschuhen natürlich alle Hände voll zu tun. Und das „Abschalten“ fällt – auch klar – deutlich schwerer, als noch zu unserer Angestelltenzeit. Trotzdem freuen wir uns jeden Tag über unsere Entscheidung und genießen es, uns im beruflichen Alltag mit Themen und Menschen umgeben zu dürfen, die wir uns größtenteils selbst aussuchen. Gepaart mit glücklichen Kunden, die im Camper von Vantopia eine gute Zeit erleben, ist das die perfekte Motivation, auch am nächsten Tag wieder früh aus den Federn zu springen. Und wer weiß, vielleicht kommt der Tag ja noch, wo wir uns unsere Zeit selbst einteilen und auch mal ausschlafen können … so in drei, fünf Jahren oder so? Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Kommt ihr da überhaupt noch zum Reisen? Wenn ja, habt ihr Pläne?

Larissa: Im Moment bleibt leider wirklich nicht viel Zeit für längere Touren, aber wann immer es passt, versuchen wir uns den Laptop zu schnappen und einfach raus zu fahren. Einer der Vorteile an unserem neuen Job ist zum Glück, dass wir einen guten Teil unserer Arbeit von unterwegs erledigen können.

Basti: Der Plan ist ganz simpel: Alle Camper bis auf einen im Sommer für die gleichen sechs Wochen am Stück vermieten und dann den einen, der übrig bleibt aus der Garage holen und selber wieder auf große Reise gehen. Naja okay, einigen wir uns auf zwei Wochen. Das Ziel wäre dann Norwegen. Da waren wir nämlich noch gar nicht, bekommen aber schon beim Anblick der Bilder von Fjorden, Bergen und Wäldern große Lust auf neue Abenteuer!

Camping an der Nordsee Bensersiel Van von hinten
Der Mini entdeckt den Van.

Mehr Inspiration gefällig?

Hast du Lust auf einen Urlaub im Campervan bekommen? Dann findest du auf diesen Blogs jede Menge Inspiration, Geschichten über echten Vanlife-Erlebnisse und jede Menge Tipps und Tricks, die dir den Einstieg ins Vanlife ermöglichen.

Elisa von Take an adVANture ist nicht nur mit ihrem eigenen, selbst ausgebauten VW T5 unterwegs, sondern fährt auch Rallye mit anderen Fahrzeugen: Zuletzt hat sie bei der Dust & Diesel-Rallye auf den Spuren der legendären Rallye Paris-Dakar einen alten VW T4 bis in den Senegal gefahren, um ihn dort für einen guten Zweck zu verkaufen.

Julia von Julias Lieblinge war letztes Jahr mehrere Monate alleine mit ihrer wunderhübsch ausgebauten Wilma unterwegs und hat ihre Reise auf Instagram dokumentiert (Achtung, man möchte beim Ansehen der Bilder ganz gerne direkt einen Campervan kaufen und selbst losfahren).

Mandy von Movin’n’Groovin ist vor drei Jahren aus ihrer Berliner Wohnung aus- und in einen Vantourer 600L eingezogen. Seitdem lebt und arbeitet sie on the road und bereist Europa. Auf ihrem Blog gibt es neben schönen Bildern vor allem viele wirklich handfeste Tipps zum Reisen mit oder Leben im Van.

Dieser Text ist im Rahmen einer Pressereise entstanden. Meine Meinung zum Urlauben im Van ist davon unbeeinflusst. Herzlichen Dank an Vantopia für die Einladung und fürs Beantworten meiner Fragen!

In Kategorie: Deutschland, Interviews

Über den Autor

Veröffentlicht von

Anna liebt das Geräusch von Regen auf einem Zeltdach, Gespräche am Lagerfeuer und Nordamerika. Sie würde einen spontanen Roadtrip jederzeit einem Tag am Pool vorziehen und ist am liebsten draußen - zum Wandern, Surfen oder Snowboarden.

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