Warum wir aufhören sollten alleine zu reisen Frau badet Füße im Wasserfall
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Warum wir aufhören sollten, alleine zu reisen

Ich reise nicht gerne alleine. Nicht etwa, weil ich Angst davor habe, alleine unterwegs zu sein. Ich glaube nicht, dass es sicherheitstechnisch einen großen Unterschied macht, ob ich alleine reise oder in der Gruppe. Alleine zu reisen kann sehr schön und durchaus nützlich sein, und manchmal ist es nicht vermeidbar, weil du einfach niemanden findest, der dich auf einer Reise  begleiten möchte oder kann. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Alleinreisen gemacht. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es doch viel schöner, zu zweit zu reisen.

Wir sollten aufhören, alleine zu reisen. Und zwar, obwohl das Alleinreisen auch seine Vorteile hat: Wer alleine reist, muss keine Kompromisse und keine Verpflichtungen eingehen und kann immer das machen, was er gerade machen möchte. Die Gefahr, dabei zu vereinsamen, ist klein, denn es ist ziemlich leicht, unterwegs gleichgesinnte Alleinreisende kennenzulernen. Ihnen aus dem Weg zu gehen auch. Wer ohne Begleitung unterwegs ist, muss sich nach niemandem richten.

Was nützt es, alleine zu reisen?

Aber: Alleinreisende reisen selten wirklich alleine. Meist tun sie sich in kleinen Gruppen zusammen, unternehmen Touren, legen ein Stück des Weges gemeinsam zurück und teilen ihre Erlebnisse um sich dann irgendwo doch wieder zu trennen und weiter alleine zu reisen. Die Reisegefährten, die wir unterwegs kennenlernen, sind austauschbar, Freundschaften sind schnell geschlossen und genauso schnell wieder vergessen. Vielleicht bleibt ein neuer Facebook-Kontakt. Und das Versprechen, sich irgendwann mal am jeweils anderen Ende der Welt gegenseitig zu besuchen. Das kann klappen, muss es aber nicht.

Drei Dinge machen das Reisen zu dem wunderbaren Erlebnis, das es ist: Die Vorfreude, das Reisen selbst und die Erinnerungen an und Geschichten von der Reise. Es ist sicher toll, auf der ganzen Welt Bekannte zu haben. Realistisch gesehen werden diese Reise-Bekanntschaften aber immer Bekanntschaften bleiben und niemals Freunde werden. Wenn wir als Alleinreisende irgendwann wieder nach Hause kommen, erzählen wir unseren Freunden daheim Geschichten von Dingen, die wir mit fremden Menschen erlebt haben. Wir zeigen ihnen Fotos, auf denen fremde Menschen zu sehen sind, seien sie nun aus Australien, aus Südamerika oder aus Italien. Unsere Freunde können mit solchen Bildern nicht viel anfangen – ihnen fehlt der Bezug.

Wie viel schöner wäre es, wenn wir unsere Reise nicht mit Fremden geteilt hätten, sondern von Anfang an mit unseren Freunden, unserem Partner oder der Familie?

In gemeinsamen Erinnerungen schwelgen können wir nur mit den Menschen, mit denen wir zusammen gereist sind. Weil die aber auf der ganzen Welt verteilt leben, weiter gereist sind und wieder andere Menschen kennengelernt haben, ist es schwer, den Kontakt zu halten. Dank Facebook wird das vielleicht eine Weile lang funktionieren, doch in den seltensten Fällen für immer. Wenn wir uns Jahre später bei einem Treffen mit unseren Freunden spontan an unsere Reise erinnern, wird in dieser Runde niemand sitzen, der versteht, warum uns diese Geschichte so wichtig ist. Wie viel schöner wäre es, wenn wir unsere Reise nicht mit Fremden geteilt hätten, sondern von Anfang an mit unseren Freunden, unserem Partner oder der Familie?

Es gibt übrigens neben diesen auch ganz praktische Gründe, nicht alleine zu reisen. Es macht mehr Spaß, weil immer jemand dabei ist, mit dem wir unsere Beobachtungen teilen können. Weil wir wissen, wie derjenige auf uns reagiert. Weil es auf Dauer mühsam ist, ständig neue Leute kennenzulernen und man sich diese Mühe sparen kann. Und weil zu zweit reisen zumindest ab einem gewissen Standard günstiger ist als alleine zu reisen, weil man die meisten Kosten eben teilen kann.

In Kategorie: Reisegedanken

Über den Autor

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Anna liebt das Geräusch von Regen auf einem Zeltdach, Gespräche am Lagerfeuer und Nordamerika. Sie würde einen spontanen Roadtrip jederzeit einem Tag am Pool vorziehen und ist am liebsten draußen - zum Wandern, Surfen oder Snowboarden.

16 Kommentare

  1. Nono

    Auch ich bin gezwungenermaßen Alleinreisender. Freunde habe ich so gut wie keine und diewenigen, die ich habe, sind alle verheiratet oder in einer Beziehung.

    Ich weiß, dass es viele Gruppen, auch auf Facebook, gibt, wo man Reisepartner finden kann. Viele haben, wie ich es mitbekommen habe, dort auch tatsächlich Reisepartner gefunden, ich leider nicht, ich scheine irgendetwas Negatives an mir zu haben.

    So habe ich die Wahl, entweder alleine zu reisen, ohne mit jemand meine Erinnerungen teilen zu können oder zuhause zu bleiben und nichts von der Welt sehen, was ich bis vor wenigen Jahren gemacht habe. Ich habe mich dann entschieden, dann allein zu reisen, ich wollte rumkommen.

    Schlecht fand ich meine Urlaube trotzdem nicht, es war nicht langweilig, ich konnte abschalten, alles auf mich wirken lassen. Das einzige Problem ist es nur, dass es alleine sehr teuer ist, weil ich jedes Mal den Einzelzimmerzuschlag zahlen muss.

  2. Jule

    Das klingt alles ganz wunderbar.

    Aber es umgeht auch so wunderbar ein Thema, was man vielleicht nicht gern entdeckt: Reisen alle in den Konstellationen, die sie wollen?

    Ganz ehrlich: Ich reise allein, weil ich allein bin – Single und beruflich in einem anderen Feld als die meisten meiner Freunde. Das bedeutet auch, dass sich Urlaub nicht unbedingt koordinieren lässt. Bis vor ungefähr einem Jahr bin ich nie allein verreist – und als das nicht mehr ging, war ich fertig. Seit dem war ich noch nicht im Ausland. Alleine reisen muss gelernt sein und gerade in den ersten zwölf Monaten hab ich’s mir nicht getraut. Klar, mit Freunden ist das doch viel schöner.

    Alleine reisen kann gewollt sein – muss es aber nicht.
    Alleine reisen muss aber gelernt sein.
    Gemeinsam reisen aber auch.

    So pauschal kann ich auch sagen „Auja, nicht mehr alleine reisen!“ Ändert aber nix an meiner Situation und daher muss ich sagen: Man sollte auch aufhören, für alles Regeln zu finden, wenn der Hintergrund immer anders ist. Das hält manchen so schnell einen (traurigen) Spiegel vor :/

    • Hallo Jule,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Ich stimme dir völlig zu: Alleine reisen ist immer noch besser als nicht reisen – und wenn man einfach nicht die passende Begleitung findet, ist das absolut nicht verwerflich, sondern nur richtig.

      Der Artikel war, als ich ihn veröffentlicht habe, in erster Linie als Antwort auf die zahlreichen „Warum du unbedingt alleine reisen solltest“-Artikel gedacht, die mal eine Zeit lang durchs Netz geisterten und ist deshalb bewusst provokativ. Nur, damit du mich, bzw. den Artikel nicht falsch verstehst 😉

      Liebe Grüße
      Anna

  3. Ich bin lieber allein unterwegs, weil ich mit anderen Menschen nicht so leicht klarkomme. Wenn man dann tagelang zusammen im Zug nach Wladiwostok sitzt, denkt man schon mal daran, einfach auszusteigen und auf den nächsten Zug zu warten, um allein weiterzureisen.

    Für mich sind Bücher die besseren Reisebegleiter.

    Wenn man mit einem Partner/Freund unterwegs ist, wird man auch leichter erpressbar. Wenn jemand der Freundin das Messer an die Kehle hält, ist es schon schwer, nicht alle Besitztümer und die PIN-Nummer preiszugeben. Wenn man allein ist, kann man es immer auf einen Kampf ankommen lassen.

  4. Ich bin persönlich eher etwas dazwischen angesiedelt. Ich reise gerne mit jemandem gemeinsam, aber auch alleine. Ich finde, beides hat Vor- und Nachteile.

    Den Aspekt von zu Hause hast du schon beschrieben. Wobei du hier vergessen hast, dass Beziehungen zerbrechen und sich Freunde auseinanderleben können. Als vor vielen Jahren mit der ersten Freundin Schluss war, machte mir diese Trennung gerade wegen der vielen gemeinsamen Reiseerlebnissen noch mehr zu schaffen. Gut, das ist kein Grund fürs Alleinereisen, sondern eher ein zusätzlicher Gedanke.

    Ich finde schon, dass das Reisen an sich ganz anders ist, wenn man alleine unterwegs ist. Du sagst, man schliesst sich in fremden Ländern ohnehin mit anderen Leuten (aka Touristen) zusammen. Stimmt, das habe ich auf meinen längeren Backpacking-Touren auch gemacht und hatte dabei auch viel Spass. Und in diesem Fall stellt sich tatsächlich die Frage, ob man diese Strecken nicht besser mit guten Freunden oder dem Partner zurücklegt, um so später die Erinnerungen teilen zu können.

    Was du aber nicht berücksichtigt hast, ist der andere Umgang mit den Menschen vor Ort. Wenn du alleine bist, kannst du beispielsweise leichter bei jemanden zu Hause wohnen – nicht nur bei Couchsurfing. Du kannst dich auch viel stärker auf dein Gegenüber konzentrieren. Ich kenne dich ja nicht persönlich, aber ich habe durch die Lektüre deines Blogs den Eindruck, dass du auch eher der Mensch bist, der sich mit seinem Gegenüber echt auseinandersetzen will.

    Mir fallen persönliche und konzentrierte Gespräche schwerer, wenn eine dritte Person zuhört oder mitredet. Will heissen: Wenn ich mit einem Freund oder meiner Freundin reise, dann habe ich automatisch weniger persönliche/intime Gespräche mit anderen Menschen, dafür aber vielleicht lustigere Abende in einer netten Runde. Beides ist gut, die Frage ist halt, was man sucht.

    Und was für viele sicherlich auch wichtig ist – auch wenn sie das nicht so gerne öffentlich zugeben: Wer mit Partner reist, wird kaum romantische Beziehungen eingehen können. Davon kann man nun halten, was man will. Aber hätte ich – wie viele andere befreundete Expats in China – keine chinesische, sondern eine Schweizer Freundin gehabt, dann hätte ich die chinesische Kultur nie so gut kennenlernen können.

    • Hallo Oli,

      danke für diesen ausführlichen Kommentar! Du hast natürlich Recht, Freundschaften und Beziehungen können zerbrechen. Im schlimmsten Fall steht man also nach einer Reise ohne jemanden da, mit dem man seine Erinnerungen teilen kann und hat noch etwas verpasst, weil man dadurch, dass man nicht alleine gereist ist, vielleicht keine anderen Menschen an sich ran gelassen oder sie nur oberflächlich kennengelernt hat. Das passiert, klar.

      Was den Umgang mit den Menschen vor Ort angeht: Ja, auch der ist anders. Gerade wenn man eine Person besonders gut kennt (wie du deine chinesische Freundin), hat man wesentlich mehr Einblicke in die fremde Kultur. Wer alleine reist und im Hostel lebt, wird sich tendenziell mehr mit anderen Reisenden beschäftigen, wer sich wirklich alleine ins Fremde wagt und für die Übernachtung auf der Straße Menschen anspricht, wird mit ganz anderen, authentischeren Erlebnissen zurückkommen. Das sind Dinge, die ich auch gerne erleben möchte, das hast du ganz richtig erkannt.

      Ich glaube, am Ende ist es aber eine reine Persönlichkeitsfrage. Ich freue mich immer sehr, wenn ich locals kennenlerne – allerdings muss ich zugeben, dass es mir schwer fällt, alleine Kontakt aufzunehmen. Ich bin da ein bisschen schüchtern 🙂 Tatsächlich hilft es mir, wenn jemand anderes dabei ist. Dann ist das Eis schneller gebrochen.

      Liebe Grüße!
      Anna

      • Das denke ich auch: Es ist eine Frage der Persönlichkeit, wie sehr man auf andere zugehen kann und will. Ich bin da auch nicht so die „Wildsau“ und ich bin sehr froh, dass es heute viele Möglichkeiten für eher zurückhaltende Menschen gibt.

        Früher habe ich sehr oft Brieffreunde gesucht, bevor ich in eine Region aufbrach, später habe ich auch ein paar Mal Couchsurfing ausprobiert – man muss ja nicht unbedingt bei den Leuten übernachten. Und in den Hostels habe ich halt versucht, Kontakt mit Leuten aus Regionen und Ländern herzustellen, die auf meiner Liste recht weit oben standen. All das funktioniert alleine einfach besser. Dafür erkauft man sich halt die Nachteile, die du genannt hast.

        Daher schaue ich für mich persönlich, dass ich zwischen diesen beiden Arten des Reisens abwechseln kann.

    • Lieber Wolfgang, danke für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass du das mit dem Alleinereisen anders siehst, denn wir können ja nicht immer alle einer Meinung sein. Das wäre auf Dauer schließlich ziemlich langweilig, oder? Was mich aber interessierten würde: Warum hältst du nicht viel von dem, was ich schreibe? Nur weil du anderer Meinung bist?

  5. Hi,

    also irgendwie passt „Nichts ist spannender, als etwas Unbekanntes auf eigene Faust kennenzulernen. Nichts ist schöner, als fremde Kulturen durch die Augen fremder Menschen zu sehen.“ aus Deiner Bio nicht so recht zu diesem Beitrag, oder irre ich mich da?

    Ich btw. finde allein reisen toll, mit Freunden aber ebenso. Denke nicht das alleine unterwegs sein per se schlecht(er) ist

    • Hallo Sven,

      da magst du auf den ersten Blick recht haben. Aber: Auch wenn ich nicht alleine unterwegs bin, lerne ich doch eine Kultur ‚auf eigene Faust‘ kennen – denn ich sammele meine eigenen Eindrücke. Da kann mich mein Reisepartner ja nicht beeinflussen und schon gar nicht von abhalten.

      Mit deinem zweiten Punkt stimme ich völlig überein. Solange man unterwegs ist, ist es egal, ob man alleine reist oder nicht! Erst wenn man wieder angekommen ist und seine Erlebnisse teilen möchte, dann gibt es einen Unterschied.

      Liebe Grüße!
      Anna

  6. Alleinreisen sind auch nicht mein Ding, aber mir geht es ähnlich wie Aylin. Viele können nicht, noch mehr wollen nicht. Und das, obwohl doch fast jeder davon träumt, die große weite Welt zu sehen.

    Aber heute haben schon so viele Menschen Angst vor kleinen Veränderungen, auch wenn es sich nur um wenige Wochen dauernde Reisen geht. Und dann ist da noch die Bequemlichkeit, die die meisten fest im Griff hat. Aber genau die, werden später – wenn es zu Ende geht – bereuen, nicht mehr erlebt zu haben.

    Liebe Grüße
    Dana

    • Hallo Dana!

      Danke für deinen Kommentar! Stimmt schon, Bequemlichkeit kann Menschen sogar vom Reisen abhalten. Das ist schade. Ich wünsche auch dir viel Spaß auf deinen Reisen (ob nun mit Freunden oder alleine – zieh dein Ding auf jeden Fall durch!)

      Liebe Grüße
      Anna

  7. Aylin

    Das Problem ist nur, dass keiner mitkommt 🙁

    In meinem Verwandten-/Bekannten-/Freundeskreis steckt jeder tief im Hamsterrad und hat es sich in der Komfortzone zu bequem gemacht, sodass nur noch All-Inclusive Urlaube gemacht werden vor allen Dingen fast immer nur an die selben Orte. Einfach nur furchtbar!

    Ich bin dieses Jahr im Januar das erste Mal alleine verreist, nach Thailand. Ich habe wirklich jeden gefragt inklusive Nachbarn, ob denn jemand mitkommen möchte. Alle hatten sie die selben ausreden,: Zeit, Geld oder der Partner wegen der/dem sie dablieben. Meine Freundin war sogar freigestellt von der Arbeit und wurde weiterhin bezahlt und kam trotzdem nicht mit. Selbst mein Freund hätte spontan mitkommen können, tat es aber nicht.

    Leider verlief meine Reise nicht so schön wie geplant. Zuerst der Kulturschock, dann das Alleinsein machten es mir sehr zu schaffen…. Ich hatte auch privat viele Unklarheiten, die mich dort weiterhin beschäftigten, wenn nicht sogar intensiver… Wenn man zusammen reist, ist man abgelenkt, man kann vieles besser verarbeiten und sieht auch vieles gelassener.

    Doch die eine nicht so schöne Erfahrung hält mich nicht vom Reisen ab. Ich brenne dafür. Und ich werde auch bald wieder losziehen, diesmal für längere Zeit und auch wieder alleine. Denn wenn ich darauf warte, das jemand mitkommt bzw. mich auf andere, verlasse wird das Reisen (die Welt sehen) für immer ein Traum bleiben.

    • Hallo Aylin,

      das stimmt, manchmal ist es leider einfach nicht vermeidbar, dass man alleine reist. Und dann sollte man es auf jeden Fall machen, denn wie du sagst – nicht zu reisen ist auch keine Option! Ich habe das Glück, dass mein Freund genauso reisebegeistert ist wie ich. Gleiches gilt für meine Familie und meine Freunde.

      Ich wünsche dir, dass deine nächste Reise schöner verläuft als die erste! Beim ersten Mal ist es immer komisch. Aber man gewöhnt sich dran. Und wer weiß, vielleicht kannst du ja doch deinen Freund oder deine Freunde noch überreden! Oder vielleicht lernst du sogar auf deiner nächsten Reise jemanden kennen, der ein tatsächlicher (Reise)Freund wird 🙂

      Liebe Grüße!
      Anna

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